Page 121 - Jubibroschuere_2019
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Umwelt & Ressourcen
Beobachtung von sehr stark positiven bzw. sehr ausgeprägtes Umweltbewusstsein sowie durch
stark negativen Abweichungen vom Mittelwert ein gut ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein
für die unterschiedlichen Faktoren ausgewählt. aus. Sie vermeiden die Konsequenzen eines
Daraus resultierten vier Gruppen, die im Weiteren ungesunden Lebensstils und stufen Nahrungs-
als „Vorzeige-Bio-Konsumenten“ mit einem Anteil mittel als grundsätzlich wichtig ein. Im Gegensatz
von 19,7 %, als „Sorglose Bio-Gegner“ (Anteil zu den „Vorzeige-Bio-Konsumenten“ bewerten
17,1 %), als „Aufmerksame Ökologen“ (Anteil diese Personen Wildfische hinsichtlich Kontrolle,
39,7 %) und als „Ignoranten“ (Anteil 23,6 %) be- Verfügbarkeit und Kosten schlechter im Vergleich
zeichnet werden. Alle vier Cluster unterscheiden zu Zuchtfischen. Etwa 50 % der „Aufmerksa-
sich signifikant hinsichtlich der in der Statistik men Ökologen“ kaufen regelmäßig Fisch; 60 %
berücksichtigten Faktoren. Bemerkenswert ist, konsumieren ihn regelmäßig. Das entspricht dem
dass in der Summe 797 „Vorzeige-Bio-Konsu- Ergebnis des Clusters der „Vorzeige-Bio-Konsu-
menten“ und „Aufmerksame Ökologen“ ins- menten“. In der Gruppe der „Aufmerksamen
Copyright: Colourbox gesamt 546 „Sorglosen Bio-Gegnern“ und „Igno- Ökologen“ sind Frauen mittleren Alters und west-
ranten“ gegenüberstehen. Die Gruppe, der man deutsche Personen stärker vertreten als in den
verantwortliches Handeln zutraut, überwiegt. anderen Gruppen.
Für eine ausführliche Beschreibung jeder Gruppe In der Gruppe der „Ignoranten“ sind im Vergleich
wurden neben den soziodemographischen As- zu den anderen Clustern mehr Jüngere (16 - 25
pekten auch die Häufigkeit des Fischverbrauchs Jahre) und Singles vertreten. Alle zusammen
und des Fischkaufs betrachtet. Alter, Geschlecht, haben sie ein sehr geringes Gesundheitsbe-
Bundesland, Familienstand, Haushaltsgröße, wusstsein und denken nicht über die Folgen un-
Häufigkeit des Fischkonsums oder Fischeinkaufs gesunder Ernährung nach. Nahrungsmittel sind
unterscheiden sich in jeder Gruppe signifikant, für sie von geringer Bedeutung. Das Umweltbe-
während der Bildungshintergrund und das Ein- wusstsein ist sehr schwach ausgeprägt und der
kommen innerhalb der Cluster nicht signifikant Wert des Kaufs von Bio-Lebensmitteln sowie der
voneinander abweichen. Genuss beim Verzehr sind eher weniger wichtig.
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Die Gruppe 1, die „Vorzeige-Bio-Konsumenten“, Aufklärung zum nachhaltigen Fischkonsum
kaufen und konsumieren regelmäßig Fisch. Für – gut für Mensch, Tier und Umwelt
Personen in diesem Cluster ist der Symbolwert
von Lebensmitteln außerordentlich hoch. Dem Durch unsere Forschungsarbeit können auf der
Kauf von Bio-Lebensmitteln wird große Bedeu- Basis der Clusterung der Fischkonsumenten
tung beigemessen. Das Umweltbewusstsein ist in Deutschland und anhand der Unterschiede
stark ausgeprägt, das subjektive Wissen über in Bezug auf die untersuchten Faktoren Auf-
Fische wird hoch eingeschätzt und die Qualität klärungskampagnen zielgerichtet und auf die
des Wildfisches wird im Vergleich zur Qualität jeweilige Konsumentengruppe abgestimmt ent-
des Zuchtfisches als höher bewertet. Der Kon- wickelt werden. Die Ansprache kann verständ-
sum von Wildfischen wird als gesünder gegen- lich, produkt- und prozessbezogen erfolgen. Das
über Zuchtfischen eingeschätzt. Auch Faktoren Bewusstsein der Verbraucher kann hinsichtlich
wie Kontrolle, Verfügbarkeit und Kosten sind der Qualität von Fischen, hinsichtlich ihrer Be-
ihnen sehr wichtig. deutung als Proteinlieferanten, hinsichtlich der
Ressourceneffizienz der Produktion sowie in
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Die „Sorglosen Bio-Gegner“ stellen die kleinste Hinsicht auf die Nachhaltigkeit der Aquakultur
Gruppe dar und unterscheiden sich von den geschärft werden. Auf diese Weise könnten die
anderen drei Clustern durch ein extrem schwach vorliegenden Forschungsergebnisse zu einer
ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Diese Per- Steigerung der Akzeptanz von Fischprodukten
sonen sehen keinen oder nur einen schwach aus der Zucht führen. Dies ist von immenser Be-
ausgeprägten Mehrwert im Verzehr von Bio- deutung, da Aquakulturprodukte für die Versor-
Produkten und nur einen geringen symbolischen gung mit gesunden Lebensmitteln unverzichtbar
Wert im Fischkonsum. Unter den „Sorglosen sind und in steigendem Maß sein werden, um
Bio-Gegnern“ sind am meisten Personen von nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit
66 Jahren und älter vertreten, eine Altersgruppe, die Proteinversorgung sicherzustellen.
die eigentlich ganz besonders auf eine wertige
Ernährung achten müsste. Das Projektteam
Zum Projektteam gehören außerdem:
Die „Aufmerksamen Ökologen“ sind die größte Carolin Ackermann, Katharina Hary und
Copyright: Colourbox Gruppe und zeichnen sich durch ein sehr stark Dr. Stefanie Cramer von Clausbruch.