Page 118 - Jubibroschuere_2019

Kapitel
Umwelt & Ressourcen

Sicherstellung der Proteinversorgung durch

nachhaltige Fischzucht – eine repräsentative

empirische Analyse zu Wild- und Zuchtfisch

Prof. Dr. Nicole Schwarz
Prof. Dr. Frank Hälsig
Prof. Dr. Stefan Selle
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Prof. Dr. Uwe Waller
Fakultät für Ingenieurwissenschaften

Aquakultur wird durchaus kontrovers diskutiert Fisch – Lebensmittel mit Zukunft
und hat in den letzten Jahren immer wieder für
Schlagzeilen gesorgt. Tatsache ist aber, dass Fisch ist ein bedeutender Proteinlieferant. Sein
Aquakultur bereits heute für die globale Eiweiß- hoher Wert für die Ernährung leitet sich aber
versorgung unverzichtbar ist und in Zukunft auch auch aus dem Gehalt an Vitaminen und Mineral-
immer bedeutender werden wird. Überfischte stoffen ab. Er liefert lebensnotwendige, essentiel-
Bestände, die die notwendige Versorgung mit le Fettsäuren und ist damit gesünder als Fleisch.
frischem Fisch nicht mehr sichern können, und Aus ökologischen Gesichtspunkten ist die Fisch-
der Bedarf einer wachsenden Weltbevölkerung, zucht der Fleischproduktion weit überlegen. Der
so wird erwartet, werden zu Versorgungsdefizi- Ressourcenverbrauch ist beim Fisch wesentlich
ten führen. Diese können nicht mehr durch noch günstiger als bei Rind, Schwein oder Geflügel.
eine intensivere Fischerei befriedigt werden. Ein Fische benötigen weniger Futter zum Aufbau
Ausbau der Aquakultur soll in Zukunft die Nach- derselben Körpermasse als Landtiere (s. Abb. 1).
frage nach Fisch decken und zugleich das öko- Dadurch ist auch der Kohlenstoffdioxid-Fuß-
logische Gleichgewicht der Ozeane bewahren. abdruck, also der Beitrag zum Klimawandel,
deutlich geringer.
Die öffentliche Meinung zur Aquakultur ist
geprägt von mangelndem Wissen und unzu- Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe der
reichender Aufklärung, was zu Fehlannahmen htw saar hat sich die Aufgabe gestellt, die Ein-
und einer Fehleinschätzung der Situation führt, stellungen und Wahrnehmungen der Verbraucher
obwohl statistisch schon heute jeder zweite in Bezug auf Wild- und Zuchtfisch zu untersu-
Fisch aus der Zucht kommt. Weit verbreitet sind chen. Dabei sollten verschiedene Produktions-
verschiedene Vorurteile in Bezug auf die Aqua- arten eingeschlossen werden und wichtige
kultur und deren Produkte: Hoher Medikamen- Faktoren, wie zum Beispiel die Nachhaltigkeit,
teneinsatz, Tierquälerei oder die Zerstörung von die Lebensmittelsicherheit und -kontrolle sowie
Ökosystemen werden immer wieder prominent die Lebensmittelqualität, eingehen. Es soll ein
genannt. Sie stimmen heute nur noch teilweise, Bild des deutschen Fischkonsumenten erstellt
könnten gänzlich durch neue Technologien ver- werden, um Möglichkeiten für eine weitreichende
mieden werden. Es ist daher von gesellschaft- Aufklärungskampagne zu identifizieren.
licher Relevanz, die Situation zu analysieren
und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Ziele und Vorgehensweise
es gilt, die Bevölkerung sachgerecht zu unter-
richten, Gerüchte durch Wissen zu ersetzen und Die Analyse der Einstellung und Wahrnehmung
Unsicherheiten im Bereich der Versorgung mit der deutschen Verbraucher beruht auf einer
Lebensmitteln aufzulösen. Eine Hypothese: Ein repräsentativen, deutschlandweiten Umfrage
aufgeklärter Verbraucher wird nur Produkte aus mit 1343 Teilnehmern, die im September 2018
nachweislich nachhaltiger Aquakultur kaufen. durchgeführt wurde. Dabei wurden neben der