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Abb. 2: Arbeitsweise des AKJ Automotive
Im Jahr 1985 war das Konzept der „Logistik ohne mit Wettbewerbern nur möglich, wenn eine
Bestände“ – Just-in-time (JIT) – noch neu und neutrale Instanz (hier Hochschule/Profes-
alle Unternehmen der Automobilindustrie stell- sor) einen Interessensausgleich durchführt
ten sich die Frage, wie sie dieses neuartige Kon- und darauf achtet, dass die entsprechenden
zept in ihren Prozessen verwirklichen können. wettbewerbsrechtlichen Vorschriften einge-
Aus dieser Zeit stammt auch der Name des Ar- halten werden.
beitskreises: AKJ = Arbeitskreis Just-in-time. Die – Der Arbeitskreis ist eine Art von permanen-
Bezeichnung wurde bis heute beibehalten, weil tem Benchmarking, d. h. die beteiligten Un-
er sich als Marke in der Branche etabliert hat; die ternehmen unterziehen sich einem Vergleich
Themen haben sich jedoch mit den Anforderun- der Strukturen, Prozesse und damit verbun-
gen in der Branche stark weiterentwickelt. denen Kennzahlen. Ohne das Vertrauen in
Die Idee eines systematischen und nachhalti- einen neutralen Moderator, der die individu-
gen Erfahrungsaustauschs von Fachexperten ellen Aussagen auf eine allgemein akzep-
aus der Automobilbranche von Prof. Dr. Klaus-J. tierte Vergleichsbasis bezieht, werden keine
Schmidt wurde zunächst von Führungskräften relevanten Ergebnisse entstehen.
der Automobilhersteller BMW, Daimler-Benz (so – Die Organisation als Forschungsprojekt sorgt
der damalige Konzernname) und Volkswagen für einen ständigen Input an innovativen
unterstützt. Es bildete sich ein kleiner Experten- Themen aus Wissenschaft und Lehre in die
kreis, der unternehmensübergreifend innovative Unternehmen und ihre Funktionsbereiche,
Konzepte der Automobillogistik diskutierte und aber auch für einen permanenten Rückfluss
eine gemeinsame Sichtweise für die Prozesse an praxisrelevanten Themenstellungen für
entwickelte. Es war schnell klar, dass der Kreis die Lehre (z. B. Fallstudien in den Vorlesungen
um weitere Partner in der Wertschöpfungskette, oder Themen/Kontakte für Abschlussarbeiten).
insbesondere Zulieferer und Logistikdienst- – Die Analyse und Systematisierung der
leister, erweitert werden muss. So fand AKJ Branchenthemen und der in den Unterneh-
Automotive schnell zu einer Grundstruktur und men durchgeführten Projekte und einge-
Arbeitsweise, die sich bis heute bewährt hat und führten Prozesslösungen mit dem Ziel der
noch gelebt wird. Identifikation von allgemeinen Trends und
zur Dokumentation von Erfahrungswissen
Was macht Arbeiten in einem Netzwerk sind nur durch die neutrale Instanz möglich.
attraktiv und beständig? Diese Erkenntnisse werden in den Sitzungen
mit den Mitgliedern des AKJ geteilt und auf
Ein Arbeitskreis als Forschungs- und Inno- den zweimal jährlich in Saarbrücken stattfin-
vationsprojekt – ist das überhaupt sinnvoll denden Kongressen in die Fachöffentlichkeit
und zielführend? Welche Aspekte daran sind getragen.
eigentlich Forschung bzw. Innovation? Nach drei
Jahrzehnten lassen sich diese Fragen wie folgt Die in den regelmäßigen Arbeitssitzungen über
beantworten: ein bis zwei Jahre diskutierten Einzelthemen
lassen in der Rückschau erkennen, wie sich die
– Eine Plattform zum intensiven Erfahrungs- Herausforderungen, Schwerpunkte und speziel-
austausch zwischen Experten aus Unter- len Interessen in der Logistik in der Automobilin-
185 nehmen auf hohem fachlichem Niveau ist dustrie entwickelt haben. Die obenstehende Zeit-