Page 105 - HTW_25_Jahre_Forschung
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Kontext Aufbauend auf diesen Grundlagen soll es Kom-
munen ermöglicht werden, die soziale Infrastruk-
Gesamtgesellschaftliche Entwicklungen stellen tur bedarfsgerecht weiterzuentwickeln, um den
Kommunen zunehmend vor erhebliche Her- unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensstilen
ausforderungen. Vielfach sehen sie sich bei der Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden,
steigenden Sozialausgaben einerseits mit einer und dabei gleichzeitig den kommunalen Haus-
angespannten Haushaltslage konfrontiert, ande- halt im Blick zu behalten.
rerseits mit einer oft schrumpfenden und altern-
den Bevölkerungsstruktur. Fragen der Ausgestal- Im Folgenden wird am Beispiel des Koope-
tung der sozialen Infrastruktur bewegen sich in rationsprojektes von ForBES und der Kreis-
der kommunalen Praxis dabei im Spannungsfeld stadt Saarlouis die Saarlouiser Sozialplanung
zwischen kommunalen Pflichten der Daseins- dargestellt. Im Fokus steht dabei insbesondere
fürsorge und freiwilligen Aufgaben und sollen der Prozess der partizipativen Erarbeitung einer
gleichzeitig sozialräumlichen Polarisierungspro- indikatorengestützten Sozialberichterstattung
zessen entgegenwirken. auf Grundlage definierter Sozialräume.
In diesem Zusammenhang begleitet und unter- Analyse der sozialplanerischen Rahmenbedin-
stützt die Forschungsgruppe Bildungs-, Evalua- gungen in der Kreisstadt Saarlouis
tions- und Sozialstudien (ForBES) Kommunen
und Landkreise bei der Analyse ihrer je spezifi- Ausgangspunkt der (Weiter-)Entwicklung der
schen Problemlagen und den darauf abgestimm- Sozialplanung in der Kreisstadt Saarlouis war
ten Prozessen der Sozialplanung . Diese ist zu zunächst die Analyse bereits vorhandener Daten,
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verstehen als die zielgerichtete Planung zur sozialplanerischer Strukturen und Prozesse
Beeinflussung der Lebenslagen von Menschen, sowie die Rekonstruktion ihrer Entstehungs- und
der Verbesserung ihrer Teilhabechancen sowie Begründungsmuster. Parallel dazu wurde in einer
zur Entwicklung adressaten- und sozialraumbe- Bedarfsanalyse die bisherige sozioökonomische
zogener Dienste (vgl. Deutscher Verein für öffent- und demographische Entwicklung nachgezeich-
liche und private Fürsorge e. V. ). Die Leistungen net und die soziale Infrastruktur in einer Stadt-
von ForBES orientieren sich dabei an folgenden teilperspektive einer ersten zielgruppenspezifi-
Eckpunkten: schen Betrachtung unterzogen.
– Kontinuierliche, indikatorengestützte Neben verfügbaren Datenquellen (Sekundärana-
Sozialberichterstattung, lyse) wurde hierbei im Sinne einer partizipativen
– Orientierung an Sozialräumen, Visionen Vorgehensweise insbesondere auf das Wissen lo-
und Leitzielen, kaler Expertinnen und Experten zurückgegriffen.
– partizipatives Vorgehen (Einbindung ver- Die Analyse zeigte, dass die Planungsstrukturen
schiedener Strukturebenen und Adressaten- und die soziale Infrastrukturversorgung bereits
gruppen), recht gut entwickelt sind, dass jedoch künftig zu
– systematisches, methodisch kontrolliertes erwartende Bedarfe noch stärker berücksichtigt
Vorgehen, und Vernetzungsstrukturen im Sinne einer inte-
– integrative Berücksichtigung von Ressourcen, grativen Sozialplanung ausgebaut werden müs-
– (Wirkungs-)Evaluation von Politiken, sen. Eine kontinuierliche Sozialberichterstattung
Programmen und Maßnahmen. stellt hierfür eine zentrale Voraussetzung dar.
103 Eine solche wird gegenwärtig aufgebaut.