Page 51 - HTW_25_Jahre_Forschung
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Kontext Das IQ Netzwerk Saarland
Während kommunale Integrationspolitiken Das Bundesprogramm „Integration durch
bereits auf eine längere Tradition zurückbli- Qualifizierung“ (IQ) zielt auf die Verbesserung
cken können, haben Bund und Länder erst seit der Arbeitsmarktintegration von erwachsenen
der Jahrtausendwende eine Anerkennung der Migrantinnen und Migranten. Es handelt sich um
Bundesrepublik als Einwanderungsgesellschaft ein multizentrisches Programm mit einer Vielzahl
vollzogen und die Integration von Migrantinnen von Standorten (siehe Abbildung 1). Gefördert
und Migranten als politische Gestaltungsauf- wird es durch das Bundesministerium für Arbeit
gabe wahrgenommen. In der Folge wurden und Soziales, das Bundesministerium für Bildung
beachtliche Initiativen ergriffen. Zu nennen sind und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit.
etwa Integrationsmonitorings, der Nationale
Integrationsplan (NIP) und der Nationale Akti- In der gerade abgeschlossenen Förderphase gab
onsplan Integration (NAP-I) und eine Vielzahl von es drei Arbeitsschwerpunkte: Anerkennungs-
(Modell-)Programmen. und Qualifizierungsberatung im Kontext beruf-
licher Anerkennung, Durchführung von Modell-
Bund, Länder und Kommunen haben sich da- maßnahmen der Anpassungsqualifizierung im
rauf eingestellt, dass die Bundesrepublik eine Kontext beruflicher Anerkennung mit integrierter
Einwanderungsgesellschaft ist und mit weiterer Deutschförderung, Entwicklung einer Willkom-
Zuwanderung, insbesondere aus EU-Ländern, menskultur inklusive interkultureller Kompe-
zu rechnen ist. Vor diesem Hintergrund sind tenzentwicklung bei Arbeitsmarktakteuren.
Veränderungen im Zuwanderungs- und Arbeits-
erlaubnisrecht vorgenommen worden, Länder Das Konzept sieht vor, die institutionellen Ak-
und Kommunen haben integrationspolitische teure in den Netzwerken auf Landesebene und
Konzepte auf den Weg gebracht. Im Rahmen insbesondere vor Ort bei den erforderlichen Ent-
des NAP-I konnten staatliche und zivilgesell- wicklungs- und Veränderungsprozessen durch
schaftliche Akteure zur Kooperation gebracht Analysen, Konzepte, Handlungsempfehlungen,
und zu Selbstverpflichtungen angeregt werden. fachlichen Austausch und Beratung zu begleiten.
Migrantenorganisationen wurden als Partner Vernetzung, (Kooperations-)Vereinbarungen vor
der Politik entdeckt. Die neue Integrationspolitik Ort sowie exemplarische Praxisvorhaben sind
bezieht sich auf alle Handlungsfelder, wobei der zentrale Konzeptelemente.
Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und
Migranten eine zentrale Bedeutung zukommt. Im Die Landeshauptstadt Saarbrücken und das
Zusammenhang mit dem zunehmenden Fach- hiesige Jobcenter erkannten früh die Chancen
kräftemangel ist 2012 das Berufsqualifikations- des Netzwerks für eine bessere Kooperation
feststellungsgesetz in Kraft getreten, das die und Koordination der vorhandenen Kräfte und
Anerkennung von im Ausland erworbenen beruf- gründeten im Jahre 2005 zusammen mit dem
lichen Qualifikationen neu und umfassend regelt. Diakonischen Werk an der Saar die „Saarbrü-
Die Länder haben die entsprechenden Landesge- cker Initiative Migration und Arbeitswelt SIMA“
setze auf den Weg gebracht. Eine neue Willkom- als regionalen Knotenpunkt des Netzwerks IQ,
menskultur ist ausgerufen. Aktuelles Thema ist das von der Forschungs- und Transferstelle GIM
der Umgang mit den ansteigenden Zahlen von koordiniert wird. Daraus ist über die Jahre ein
Flüchtlingen. Über ein neues Zuwanderungsge- starkes Bündnis von saarländischen Akteuren
49 setz wird allerdings kontrovers diskutiert. auf allen Ebenen gewachsen.