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Kontext                               Das IQ Netzwerk Saarland

                                  Während kommunale Integrationspolitiken   Das Bundesprogramm „Integration durch
                                  bereits auf eine längere Tradition zurückbli-  Qualifizierung“ (IQ) zielt auf die Verbesserung
                                  cken können, haben Bund und Länder erst seit   der Arbeitsmarktintegration von erwachsenen
                                  der Jahrtausendwende eine Anerkennung der   Migrantinnen und Migranten. Es handelt sich um
                                  Bundesrepublik als Einwanderungsgesellschaft   ein multizentrisches Programm mit einer Vielzahl
                                  vollzogen und die Integration von Migrantinnen   von Standorten (siehe Abbildung 1). Gefördert
                                  und Migranten als politische Gestaltungsauf-  wird es durch das Bundesministerium für Arbeit
                                  gabe wahrgenommen. In der Folge wurden   und Soziales, das Bundesministerium für Bildung
                                  beachtliche Initiativen ergriffen. Zu nennen sind   und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit.
                                  etwa Integrationsmonitorings, der Nationale
                                  Integrationsplan (NIP) und der Nationale Akti-  In der gerade abgeschlossenen Förderphase gab
                                  onsplan Integration (NAP-I) und eine Vielzahl von   es drei Arbeitsschwerpunkte: Anerkennungs-
                                  (Modell-)Programmen.                  und Qualifizierungsberatung im Kontext beruf-
                                                                        licher Anerkennung, Durchführung von Modell-
                                  Bund, Länder und Kommunen haben sich da-  maßnahmen der Anpassungsqualifizierung im
                                  rauf eingestellt, dass die Bundesrepublik eine   Kontext beruflicher Anerkennung mit integrierter
                                  Einwanderungsgesellschaft ist und mit weiterer   Deutschförderung, Entwicklung einer Willkom-
                                  Zuwanderung, insbesondere aus EU-Ländern,   menskultur inklusive interkultureller Kompe-
                                  zu rechnen ist. Vor diesem Hintergrund sind   tenzentwicklung bei Arbeitsmarktakteuren.
                                  Veränderungen im Zuwanderungs- und Arbeits-
                                  erlaubnisrecht vorgenommen worden, Länder   Das Konzept sieht vor, die institutionellen Ak-
                                  und Kommunen haben integrationspolitische   teure in den Netzwerken auf Landesebene und
                                  Konzepte auf den Weg gebracht. Im Rahmen   insbesondere vor Ort bei den erforderlichen Ent-
                                  des NAP-I konnten staatliche und zivilgesell-  wicklungs- und Veränderungsprozessen durch
                                  schaftliche Akteure zur Kooperation gebracht   Analysen, Konzepte, Handlungsempfehlungen,
                                  und zu Selbstverpflichtungen angeregt werden.   fachlichen Austausch und Beratung zu begleiten.
                                  Migrantenorganisationen wurden als Partner   Vernetzung, (Kooperations-)Vereinbarungen vor
                                  der Politik entdeckt. Die neue Integrationspolitik   Ort sowie exemplarische Praxisvorhaben sind
                                  bezieht sich auf alle Handlungsfelder, wobei der   zentrale Konzeptelemente.
                                  Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und
                                  Migranten eine zentrale Bedeutung zukommt. Im   Die Landeshauptstadt Saarbrücken und das
                                  Zusammenhang mit dem zunehmenden Fach-  hiesige Jobcenter erkannten früh die Chancen
                                  kräftemangel ist 2012 das Berufsqualifikations-  des Netzwerks für eine bessere Kooperation
                                  feststellungsgesetz in Kraft getreten, das die   und Koordination der vorhandenen Kräfte und
                                  Anerkennung von im Ausland erworbenen beruf-  gründeten im Jahre 2005 zusammen mit dem
                                  lichen Qualifikationen neu und umfassend regelt.  Diakonischen Werk an der Saar die „Saarbrü-
                                  Die Länder haben die entsprechenden Landesge-  cker Initiative Migration und Arbeitswelt SIMA“
                                  setze auf den Weg gebracht. Eine neue Willkom-  als regionalen Knotenpunkt des Netzwerks IQ,
                                  menskultur ist ausgerufen. Aktuelles Thema ist   das von der Forschungs- und Transferstelle GIM
                                  der Umgang mit den ansteigenden Zahlen von   koordiniert wird. Daraus ist über die Jahre ein
                                  Flüchtlingen. Über ein neues Zuwanderungsge-  starkes Bündnis von saarländischen Akteuren
 49                               setz wird allerdings kontrovers diskutiert.  auf allen Ebenen gewachsen.
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