Page 57 - Jubibroschuere_2019
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Kultur- und Tourismusmanagement
spielen, dass wir als heterogene, ethnisch viel- Dabei wurden gleichzeitig auch Konstrukte wie
fältige Gesellschaft enger zusammenwachsen, Empathie, Altruismus, Toleranz, Ausländerfeind-
da Menschen hierbei zur spielerischen Ausein- lichkeit, Hilfsbereitschaft etc., die für die Integ-
andersetzung mit anderen Kulturen und deren rationsbereitschaft der Bevölkerung und damit
Werten und Eigenheiten angeregt werden. wiederum für den gesellschaftlichen Zusammen-
Kulturelle Bildung und insbesondere die Teilhabe halt maßgeblich sind, abgefragt.
an kulturellen Projekten können die interkultu-
relle Kompetenz maßgeblich stärken und dazu Des Weiteren wurden in qualitativen Interviews
beitragen, dass sowohl die Bevölkerung mit als mit 44 Kulturschaffenden Erfahrungen zu leist-
auch ohne Migrationshintergrund einen Zugang baren, geeigneten und zwischen den Gruppen
zum zunächst Fremden findet. Zudem können brückenbildenden Maßnahmen sowie die hierzu
durch künstlerisch-kulturelle Teilhabe generell be- notwendigen finanziellen/personellen Rahmen-
stehende Ängste, Vorurteile und Hemmschwellen bedingungen eruiert. Weiterhin wurden 86
abgebaut und Werte wie Verständnis, Offenheit, Interviews mit Geflüchteten durchgeführt, um
Toleranz und Akzeptanz gestärkt werden. auch deren Erfahrungen und Einstellungen in die
Analysen einbeziehen zu können. Die Ergeb-
Forschungsidee nisse der Studien sollen dazu beitragen, den
Integrationsprozess der Geflüchteten nachhaltig
Seit dem Jahr 2015 wurde eine Vielzahl von zu fördern und das allgemeine Zusammenleben
künstlerisch-kulturellen Teilhabe-Projekten innerhalb unserer facettenreichen Gesellschaft zu
(IAPs - integrative arts projects) in Deutschland verbessern.
angeboten. Jedoch sind diese meist innerhalb
kürzester Zeit entstanden, es erfolgte im Vorfeld Der Zusammenhang zwischen IAPs und
weder eine Analyse der Zielgruppen noch wur- Werten sowie Einstellungen
den nachhaltige Strategien entwickelt.
Die Auswertungen der Ergebnisse der On-
Übergeordnetes Ziel bei diesem Forschungs- line-Befragung unter der Bevölkerung in
projekt ist daher die Ableitung von Empfehlungen Deutschland zeigten deutlich, dass einheimische
für die Entwicklung unterstützender, nachhaltig Bürger die Integrationskraft von IAPs durch-
wirkender Integrationsmaßnahmen für geflüchte- aus wertschätzen. Am häufigsten wurden die
te Menschen und die aufnehmende Gesellschaft Besuche von IAPs als bereichernd, informativ
mittels IAPs, da Kulturinstitutionen als Bewahrer und lehrreich beschrieben. Zum anderen gaben
und Vermittler von Geschichte, Kultur und Tra- knapp 30 % der Teilnehmer der Studie an, dass
dition für diese Aufgabe geradezu prädestiniert IAPs gut bzw. sehr gut geeignet sind, die Integ-
sind. ration Geflüchteter zu fördern.
Dazu hat sich das Forschungsteam einerseits Des Weiteren führten jeweils 40 % bis 50 % der
zum Ziel gesetzt, die Wirkungsweisen von IAPs IAP-Teilnehmer an, dass durch die Teilnahme
hinsichtlich der Integration Geflüchteter zu ihre persönlichen Einstellungen und Werte, wie
erforschen. Zum anderen sollten Zielgruppen beispielsweise Toleranz, Empathie, Offenheit,
definiert werden, die zukünftig eine gezielte An- Verständnis und Altruismus gestiegen sind.
sprache seitens der Kulturinstitutionen erlauben,
um somit die Effektivität und Nachhaltigkeit der Der Vergleich der Mittelwerte bzgl. Einstellungen
integrativen Kulturprojekte zu erhöhen. und Werten von Teilnehmern bzw. Nicht-Teil-
nehmern an IAPs hat zudem gezeigt, dass die
Vorgehensweise Teilnehmer höhere Mittelwerte bei den wün-
schenswerten Einstellungen (Empathie, Altru-
Als Basis dieser Charakterisierung diente eine ismus, Toleranz etc.) und niedrigere bei den
Mischung aus quantitativem und qualitativem unerwünschten Einstellungen (Fremdenfeindlich-
Forschungsdesign. So wurde zum einen eine keit) aufweisen. Darüber hinaus fühlen sich die
repräsentative Online-Befragung unter der ein- Teilnehmer grundsätzlich stärker mit Geflüchteten
heimischen Bevölkerung mit 702 Teilnehmern verbunden, sind diesen gegenüber offener und
durchgeführt. Hierbei wurde abgefragt, welche eher bereit, Vielfalt zu akzeptieren. Die Teilneh-
Ängste, Bedürfnisse, Vorurteile etc. sowie welche mer haben zudem auch ein höheres Interesse
Wertvorstellungen hinsichtlich Integration im All- an sozialer Teilhabe. Diese Erkenntnisse wurden
gemeinen und Geflüchteten bestehen und ob, – durch die Ergebnisse einer Korrelationsanalyse
und wenn ja – welche Erfahrungen mit Geflüch- zusätzlich bestätigt. Weiterhin konnten alle bei
teten bzw. mit IAPs bereits gemacht wurden. der Online-Befragung unter den einheimischen