Page 59 - Jubibroschuere_2019
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Kultur- und Tourismusmanagement
Segmentierung der einheimischen Bevöl- zu treten. Entsprechend ist in dieser Gruppe die
kerung hinsichtlich ihrer Einstellungen zu Fremdenfeindlichkeit stark ausgeprägt. Lediglich
Geflüchteten 8,6 % der Personen in diesem Segment waren
bisher an IAPs beteiligt. Dies ist der niedrigste
Im Hinblick auf das zweite Ziel des Projektes, Wert innerhalb der vier Cluster. Auch hatten nur
passgenaue Konzepte für Zielgruppen mit 31,0 % bereits Kontakt zu Flüchtlingen. Beides
unterschiedlichen Einstellungen gegenüber lässt auf einen Zusammenhang zwischen dem
Integration, Geflüchteten und IAPs zukünftig ent- Fehlen von Kontakten zu Geflüchteten und dem
wickeln zu können, sollte im ersten Schritt mittels Vorhandensein von Ängsten schließen. Eine
Clusteranalyse eine Segmentierung der Gruppen Teilnahme an den IAPs könnte diese Ängste
durchgeführt werden. Die Ergebnisse der Clus- lösen und die Hemmschwellen herabsetzen.
teranalyse haben vier verschiedene Gruppen Hier empfiehlt sich im ersten Schritt, ähnlich
(s. Tab. 1) mit signifikanten Unterschieden wie bei C1, Aufklärungsarbeit, um bestehende
bezüglich deren Einstellungen und Verhaltens- Ängste zu reduzieren.
weisen ergeben.
Es konnte nachgewiesen werden, dass IAPs
„Die Traditionalisten“ (C1–18,7 %) stellen ein wirksames Instrument sind, die große
das kleinste Cluster dar. Sie zeigen als einzige Aufgabe und Herausforderung zu meistern,
Gruppe einen hohen Wert bei der persönlichen die in den Jahren 2015/16 in Deutschland
kulturellen Orientierung, legen also großen Wert eingetroffenen Geflüchteten zu integrieren.
auf Tradition. Außerdem weisen sie eine deut- Die Schaffung von Räumen für Kontakte
liche Fremdenfeindlichkeit auf und der Wert zwischen den verschiedenen Kulturen, die
„Anerkennung sozialer Regeln“, also das Sicher- gemeinsame kreative Betätigung und die
heitsempfinden, weicht sehr stark negativ vom Möglichkeit zur offenen Kommunikation
Mittelwert ab, was bedeutet, dass diese Gruppe verbessern positive Einstellungen und
sich in ihrem Ortsteil und ihrer Nachbarschaft fördern die Integration der Geflüchteten in
nicht sehr sicher fühlt. Dies zeigt eine Angst vor die deutsche Gesellschaft und damit den
Fremdem und passt zum Wunsch nach Bewah- gesellschaftlichen Zusammenhalt. Kultur-
ren von Bekanntem in dieser Gruppe. institutionen, die IAPs anbieten, sind daher
„Die Offenen“ (C2–32,8 %) als größte Gruppe als hervorragende Integrationstreiber zu
zeigen eine hohe Verbundenheit mit Geflüchte- bewerten. Die Identifizierung der Einstellun-
ten. Daher ist es nicht überraschend, dass sie gen und Bedürfnisse der 4 Cluster erlaubt
eine geringe Fremdenfeindlichkeit und eine hohe dabei eine zielgerichtete Entwicklung
Akzeptanz von Vielfalt aufweisen. Außerdem ist nachhaltiger IAPs zur Gewährleistung eines
diese Gruppe für Kultur sowie politische und effektiven Kontaktes zwischen Geflüchteten
gesellschaftliche Geschehnisse sehr offen. Bei und Einheimischen.
diesen Menschen geht es also eher darum, dass
sie von IAP-Angeboten Kenntnis erlangen. Darü-
ber hinaus eignen sie sich aufgrund ihrer offenen Das Projektteam
Haltung gut als Multiplikatoren. Die Gruppe der Zum Projektteam gehören Prof. Dr. Nicole
„Gleichgültigen“ (C3–23,5 %) weist für fast alle Schwarz, Prof. Dr. Hellen Gross, Dr. Stefanie
Faktoren durchschnittliche Werte auf. Auffällig ist Cramer von Clausbruch und Katharina Hary.
jedoch ein stark ausgeprägtes Desinteresse an
gesellschaftlicher Teilhabe bzw. am Weltgesche-
hen. Diese Gleichgültigkeit kann vermutlich am
ehesten durch IAPs mit Eventcharakter durch-
brochen werden. Im Cluster „Die Kritischen“
(C4–25,1 %) sind die meisten negativen Ab-
weichungen vom jeweiligen Mittelwert zu finden.
Auffällig sind die geringen Werte bei Empathie,
Gleichberechtigung, sozialer Gerechtigkeit,
Interesse, Zusammenhalt und Altruismus.
Auch die Offenheit für Kultur und das politische
und gesellschaftliche Weltgeschehen ist wenig
ausgeprägt. Diese Einstellungen finden sich auch
in den von allen Gruppen negativsten Ansich-
ten über Geflüchtete wieder. Es existieren wohl
Hemmschwellen, um mit Geflüchteten in Kontakt