Page 67 - HTW_25_Jahre_Forschung
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Abb. 3: Projektfahrzeug s1000plus Abb. 4: Motorprüfstand Institut Automotive Powertrain
den werden. Dabei wurden die deutlich besse- tive Powertrain zwei neue Prüfstände aufgebaut,
ren Verdampfungseigenschaften von LPG im die es ermöglichen, Flüssiggas im kritischen
Vergleich zu Benzin genutzt. In die serienmäßige Zustand, zum einen optisch und zum anderen
Motorsteuerung des Peugeots wurde so einge- mit realen Kraftstoffsystemkomponenten, wie
griffen, dass sämtliche Steuermechanismen zur Hochdruckkraftstoffpumpen und Einspritzven-
Kaltstartanfettung ausgesetzt wurden. Trotz- tilen, zu erforschen. Insbesondere der zweite
dem wurde bei −11 °C bereits vom Moment des Prüfstand zeichnet sich durch Betriebsarten
Motorstarts an Lambda 1 – also ein optimales aus, die bisher in diesem Forschungsbereich
Gas-/Kraftstoffverhältnis – erreicht. Ein kalter nicht zugänglich waren. Somit konnte am Institut
Motor ist aus Umweltgesichtspunkten besonders ein Prüfstand entwickelt werden, der für die
problematisch. Da zu diesem Zeitpunkt die Kata- Industrie eine hohe Attraktivität darstellt und
lysatoren noch nicht betriebsbereit sind, kommt der es der htw saar erlaubt, die Studierenden der
es insbesondere beim Start von benzinbetriebe- Fahrzeugtechnik hervorragend auf dem neusten
nen Motoren zu einer deutlichen Erhöhung des technischen Stand auszubilden.
Schadstoffausstoßes, z. B. auch zur Emission von
aromatischen Kohlenwasserstoffen, und auch Ausstattung, Kompetenzen und weitere
zu einem erhöhten Kraftstoffverbrauch. Aroma- Arbeitsfelder
tische Kohlenwasserstoffe gelten als krebserre-
gend. Da Autogas durch seine „natürliche“ Klopf- Die genannten Projekte greifen auf die folgenden
festigkeit von > 105 Oktan ohne den Zusatz von Ressourcen des Instituts zurück: einen Rollen-
aromatischen Antiklopfmitteln auskommt, kann prüfstand bis 260 kW, zwei vollautomatisierte
in Kombination mit dem Entfall genannter Kalt- Motorenprüfstände bis 230 kW, Abgasmes-
startanfettung ein von der htw saar entwickeltes stechnik CO, HC und NOx, die erst vor kurzem mit
Autogasfahrzeug auch bei tiefstem Frost äußerst einem 25-Komponenten-FTIR-Abgasspektro-
ökonomisch unvergleichlich umweltfreundlich meter erweitert wurde, und ein hochmodernes
gestartet und gefahren werden. AVL-Brennraumdruck-Indiziersystem.
Aktuelles Referenzprojekt „FVV-Projekt LPG Die Mitarbeiter des Instituts haben besondere
Systemvergleich II“ Kompetenzen in den Bereichen der Entwicklung
von Verbrennungsmotoren mit den Schwer-
Von der größten gemeinsamen Forschungsver- punkten Kraftstoffsysteme, Brennverfahren,
einigung der deutschen Automobilindustrie FVV Thermodynamik, Abgasreinigung, Versuch und
hat das Institut Automotive Powertrain der htw numerische Simulation (GT-Power). Weiterhin
saar gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Verbren- arbeiten im Mitarbeiterteam eigene Elektronik-
nungskraftmaschinen (VKA) der RWTH Aachen und Softwareentwickler.
University ein Forschungsprojekt erhalten. Es Weitere Arbeitsfelder beinhalten Blockheizkraft-
sollen zukünftige Spezifikationen von Autogas werke und Spezialsensoren für Verbrennungs-
festgelegt und die ottomotorische Direkteinsprit- motoren.
zung von Flüssiggas weiter erforscht werden.
Dabei soll die htw saar Autogas im thermodyna-
misch kritischen Druck- und Temperaturbereich
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