Page 35 - HTW_25_Jahre_Forschung
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Technologietransfer bedeutet, Erkenntnisse aus   Erfolgsmodell FITT
                                  der Hochschule rasch in die praktische An-
                                  wendung in Unternehmen oder auch Behörden   Die Vorteile für die Auslagerung von Forschungs-
                                  zu überführen. Technologietransfer bringt den   kooperationen auf eine GmbH liegen auf der
                                  Kooperationspartnern Know-how und Wettbe-  Hand: An Technologietransfer interessierte Orga-
                                  werbsvorteile.                        nisationen treffen auf vertraute Strukturen und
                                  Für Unternehmen zahlen sich gemeinsame   Abläufe, unternehmerisches Kosten- und Effizi-
                                  Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit einer   enzdenken sowie eine hohe Kundenorientierung,
                                  Hochschule schnell aus: Die Zusammenarbeit   die eine bedarfsgerechte und unbürokratische
                                  mit unabhängigen Experten schärft den Blick des   Bearbeitung einschließt. Unternehmen aller Grö-
                                  Unternehmens für wesentliche Fragestellungen.   ßen und Branchen finden im FITT einen verlässli-
                                  Die Projektergebnisse verbessern Effektivität und  chen Geschäftspartner, um Forschungsvorhaben
                                  Effizienz, Innovationen können schneller reali-  in Zusammenarbeit mit Professorinnen und
                                  siert werden. Zudem gewinnen Unternehmen, die   Professoren der htw saar erfolgreich umzusetzen.
                                  mit Hochschulen kooperieren, einen Vorsprung im  Der Wissenschaftsrat hob 2014 dementspre-
                                  Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte.   chend in seinen Empfehlungen zur Weiterent-
                                  Auch die kooperierende Hochschule profitiert in   wicklung des Hochschulsystems des Saarlandes
                                  hohem Maße. Durch die akquirierten Drittmittel   das FITT als funktionstüchtige Einrichtung zum
                                  verbessert sie ihre Ausstattung und eröffnet sich   Wissenstransfer hervor. Auch internationale Ex-
                                  finanzielle Spielräume – gerade angesichts real   pertengremien interessieren sich inzwischen für
                                  sinkender Budgets ein nicht zu unterschätzender   dieses spezielle saarländische Erfolgsmodell.
                                  Anreiz. Zugleich gewinnt die Lehre mittels inter-  Heute beschäftigt die FITT gGmbH im Durch-
                                  essanter Forschungskooperationen an Praxisnä-  schnitt über 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                                  he und Profil.                        in der Forschung. Die Gesellschaft kooperiert
                                                                        mit rd. 80 Unternehmen in großen und kleinen
                                  Institut für Technologietransfer als Plattform für  FuE-Projekten. Das bearbeitete Forschungsvolu-
                                  Kooperationen mit der htw saar        men beträgt im Mittel rund vier Millionen Euro pro
                                                                        Jahr. Dabei finanziert sich das Institut weitge-
                                  Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und   hend selbst.
                                  Unternehmen ist für beide Seiten attraktiv – in
                                  der Theorie. In der konkreten Praxis hingegen   Unterstützung für Unternehmen
                                  gestaltet sich eine Zusammenarbeit oft schwie-
                                  rig: Eine Hochschule ist eine Körperschaft des öf-  Für die Unternehmen bedeutet dies, dass Erstbe-
                                  fentlichen Rechts, kein Unternehmen der privaten  ratung und Vorgespräche in der Regel kostenlos
                                  Wirtschaft. Traditionell sind ihre Strukturen, ihr   sind. Die Umsetzung eines konkreten Entwick-
                                  Regelwerk und ihre Abläufe nicht darauf ausge-  lungsauftrags setzt aber in jedem Fall das finan-
                                  legt, mit einem Unternehmen zusammenzuarbei-  zielle Engagement eines Unternehmens voraus.
                                  ten, erst recht nicht in einer Leistungsbeziehung.   Oft helfen spezielle Förderprogramme, die Kosten
                                  Die Hochschule für Technik und Wirtschaft des   zu verringern, jedoch sollte das Projekt nicht vor-
                                  Saarlandes ging daher bereits 1985 einen für   dergründig vom Wunsch einer staatlichen (Voll-)
                                  die damalige Zeit unüblichen Weg, Forschungs-   Finanzierung getragen werden.
                                  und Entwicklungs-Kooperationen auf eine zwar   Bei jeder Anfrage stehen das spezifische Anliegen
                                  angegliederte, dennoch externe Organisation zu   des Unternehmens und damit verbunden folgen-
                                  übertragen. Auf Initiative von Professor/innen der   de Fragen im Fokus: Verfügen die htw saar bzw.
                                  htw saar und mit Unterstützung der Landesre-  die FITT gGmbH über das notwendige Know-how
                                  gierung gründete sich 1985 ein Verein, FITT e. V.   und die Möglichkeit, um zu einer Lösung beizu-
                                  Dieser Verein organisierte Kongresse und wickel-  tragen? Und falls dies nicht der Fall ist, wer hat
                                  te erste kleinere Projekte der Auftragsforschung   diese Expertise im Saarland? Dabei gibt es keine
                                  ab. In den neunziger Jahren beschleunigte sich   Berührungsängste: Das FITT arbeitet eng mit den
                                  – angestoßen durch ein vom Bund gefördertes   entsprechenden Stellen der Universität des Saar-
                                  Modellvorhaben – der Wandel der früheren In-  landes, anderen saarländischen Forschungs-
                                  genieurschule von der reinen Lehranstalt hin zur   instituten oder auch den Kammern zusammen.
                                  forschenden Hochschule. Aufgaben und Projekte   Spätestens im Netzwerk findet sich häufig eine
                                  des Vereins nahmen enorm an Umfang zu, so   Lösung für die spezifische Aufgabenstellung des
                                  dass 2002 eine neugegründete gemeinnützige   Unternehmens.
                                  Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die heu-  Gelöste Probleme sind das Ziel von FITT. Denn
                                  tige FITT gGmbH, das gesamte operative Geschäft  egal ob Wissenstransfer zu geringeren Produk-
                                  übernahm.                             tionskosten, zu besserer Qualität oder zu neuen
                                                                        Produkten führt, für die Wettbewerbsfähigkeit
                                                                        des Saarlandes – und somit für Wachstum, Be-
                                                                        schäftigung und Wohlstand des Landes – ist jede
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