Page 30 - HTW_25_Jahre_Forschung
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Ausgründungen

            Lisa-Mariekje Loga



















            Im Grunde war es Zufall. Selbständigkeit war für die Geronto-
            login Lisa-Mariekje Loga bis dato kein Thema. Auch nicht, als
            die Anfrage eines Seniorenheimleiters an der htw saar eintraf.
            Eine Station des Altenzentrums mit über 90 Prozent Demenzer-
            krankten sollte renoviert werden, und der Heimleiter fragte beim
            Netzwerk Angewandte Pflegewissenschaften nach Gestal-
            tungsratschlägen. Gemeinsam mit Kollege Michael Uhl begann
            die Alter(n)sforscherin wissenschaftliche Studien der Medizin,
            Psychologie und Architektur auszuwerten und Querbezüge
            herzustellen. Welche Farben eignen sich für eine altersgerechte,
            funktionale Wohnumgebung? Welche Kombination von Licht
            und Farbe vermittelt das Gefühl von Sicherheit, bietet Orientie-
            rung und hohen Wohnkomfort?

            Demenzpatienten fehlt der klare zeitliche und räumliche Bezug,
            der Halt und Schutz vermittelt. Umso wichtiger ist es, Struk-
            turen zu entwickeln, die eine anhaltende Alltagskompetenz
            sicherstellen. Wie dringlich hier der Beratungs- und Handlungs-
            bedarf ist, belegen die Hochglanzbroschüren vieler Senioren-
            residenzen. Der Hotelcharakter, der den Angehörigen das gute
            Gefühl eines hohen Wohnstandards vermittelt, entpuppt sich
            im Alltag als wenig altersgerecht. Die Etagen – in der Regel
            farblich identisch gestaltet – mit langen Fluren und identischen
            Türreihen erschweren den Bewohnern die Orientierung; dunkle
            Teppiche mit starken Mustern stören Demenzpatienten in ihrer
            Befindlichkeit.

            Das Farbkonzept der jungen Wissenschaftler wurde ein voller
            Erfolg. Und die Gerontologin Lisa-Mariekje Loga zur Jung-
            Unternehmerin mit dem im August 2014 gegründeten Start-up
            „Jungbrunnen Konzepte“.  „Bei dem Pilotprojekt stellten wir
            sehr schnell fest, dass allein eine räumliche Farbgestaltung zu
            kurz greift. Im Idealfall entwickeln wir heute auf Basis aktueller
            wissenschaftlicher Erkenntnisse und Praxiserfahrungen ganz-
            heitliche Farb-Raum-Lichtkonzepte.“ Dabei ist das Potential
            für neue Angebote bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Neben
            Senioreneinrichtungen geraten auch Therapie- und Rehabili-
            tationszentren zunehmend in den Fokus von Beratungen, ins-
            besondere hier wächst der Bedarf in den Bereichen Prävention,
            Diagnostik und Behandlung.

            Selbst in ihrer Freizeit befasst sich die Gerontologin mit de-
            menzsensiblen Funktionalitäten. Die Hobby-Malerin kreiert Bil-
            der zum Anfassen mit interessanten Motiven, kontrastreichen
            Farben und Linien sowie Erlebniswände, die visuelle, akusti-
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            sche, olfaktorische und haptische Reize stimulieren.
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