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24  wie läuft’s denn so, start-ups?                    Qivalon                                           25






 Das große Einsparpotential, berichtet Ebert, wurde   Der ›ETA  -Service‹ überwacht die Ankunftszeiten   einen erst mal ab. Im Idealfall kann man am Ende   bereits etablierte Vertriebswege nutzen können.«
 von vielen Spediteuren nur ansatzweise genutzt.  der gesamten Flotte unter Berücksichtigung von   schon absehen, ob die Geschäftsidee was taugt.   Stichwort ›White Label‹. »Wir haben unsere Software
 »Dabei addieren sich Cents sehr schnell zu einem  Lenkzeiten, aktueller Fahrzeugposition und verein-  Butter bei die Fische: Wo wurde es ernst für Qivalon?   gemeinsam mit einem Tankkartenanbieter vertrie-
 hohen Eurobetrag, wenn man bedenkt, dass ein LKW-  barten Lieferzeiten. »Lieferzeiten einzuhalten, ist bei   »Beim Vertrieb zum Beispiel«, kontert Ebert   ben und konnten so auf eine hohe Anzahl von Kun-
 Tank bis zu 1.000 Liter fasst.«  den eng getakteten Aufträgen und der Verkehrslage   blitzschnell. »So lange es um die Entwicklung der   denkontakten des Tankkartenanbieters zugreifen,
 heute die große Herausforderung und der entschei-  Software geht, bewegen wir uns auf sicherem Ter-  um unser lizensiertes Produkt zu vertreiben.«
                                                                 »Darüber hinaus beschäftigt mich auch die finan-
 Gewerbliches    dende Erfolgsfaktor im Speditionsgeschäft«, beteu-  rain. Da bringen wir das Know-how mit. Aber der   zielle Situation«, räumt Christian Ebert ein. »Die habe
 ert der junge Unternehmer.
            Vertrieb — in dem Punkt verfügte keiner von uns über
 Kraftstoffmanagement —       nennenswerte Erfahrung. Dabei sind unzählige Ent-  ich stets im Kopf. Zu Anfang ging es nicht ohne Inves-
 Qivalon entsteht  Gründen und Wachstum   scheidungen zu treffen: Was genau bieten wir an?   toren in Form von stillen Beteiligungen. Auch wenn
                                                              wir mittlerweile schwarze Zahlen schreiben, bleibt
            Nur die Software oder die Software im Paket mit
 2008 reift am Institut für Supply Chain und Opera- sind kein Spaziergang  Schulung, Wartung und 24/7-Anwenderbetreuung?   unser Ziel dennoch klar: weg vom Fremdkapital, hin
                                                              zu mehr eigenem Kapital.«
            Vertreiben wir unsere Produkte direkt oder über
 tions Management (ISCOM) die Idee, Telemetrieda-  Mittler? Wie bekommen wir bei den Speditionsfirmen      
 ten, Dieselverbräuche und -preise sowie Routenin-  Klingt alles so verdammt logisch. Sowas musste ja   den Fuß in die Tür? Ist Klinkenputzen überhaupt noch
 formationen zu sammeln und in Echtzeit aufzuberei-  jemand entwickeln. Ist Gründen wirklich so einfach,   angesagt? Einen eigenen, effizienten Vertrieb auf-
 ten, um sie für Dispositionsaufgaben im Ladungs-  wie es klingt? Gab es denn überhaupt Herausforde-  bauen, kostet viele Jahre und viel Energie.« Für Qiva-
 verkehr nutzbar zu machen. 2014 wird daraus ein  rungen oder Hürden für Qivalon? »Natürlich«, be-  lon hat sich neben dem Aufbau eines eigenen Ver-
 EXIS T-Gründerstipendium. Qivalon entsteht.   stätigt der studierte Betriebswirt. »Und es ist extrem   triebsnetzes schnell ein alternativer Weg aufgetan.
 »Wir Gründer, Martin Dirichs, Lukas Ewen und  wichtig, mit Gründungsinteressierten auch darüber   Das Start -up setzte von Anfang an auf Kooperationen
 ich, waren von Anfang an dabei«, erläutert Christian  zu sprechen.« Das EXIST-Stipendium gleich zu An-  mit anderen Unternehmen. »Dabei ging es im Ergeb-
 Ebert. »Gemeinsam mit Professor Bousonville haben  fang sei beispielsweise ein ganz wichtiges Instru-  nis nicht nur um den Austausch von Wissen und   Key to Validation and Optimization
 wir die Forschungsergebnisse während des EXIST -  ment. Es fängt das persönliche Risiko auf. Sichert   Kontakten, über diese Schiene haben wir letztendlich
 Stipendiums zu einem marktfähigen Produkt aus-
 gebaut. Das brauchte seine Zeit.« Rückbesehen,
 räumt Ebert ein, hätten sie vielleicht sogar ein Jahr
 schneller sein können, aber ein gemäßigtes, stabiles
 Wachstum sei wichtiger als der schnelle Erfolg. Das
 Produkt wachse außerdem mit seinem Einsatz am
 Markt. »Es gab mehrere Phasen, in denen wir anhand
 des Kunden -Feedbacks weitere Anpassungen vor-
 genommen haben.«
 Nichts als gegeben hinnehmen, das habe Ebert
 in den vergangenen 6 Jahren gelernt. Flexibles Den-
 ken sei gefragt. Dazu gehöre auch der Mut, eine Idee
 loszulassen, selbst wenn sie noch so gut klingt. Ebert
 nennt das »in die Tonne treten«. Neu beginnen zu
 können und die Möglichkeit, das eigene Produkt
 selber zu gestalten, seien dabei die stärkste Motiva-
 tion.
 Zur Software ›Tankplaner‹ und dem ›Dieselins-
 pektor‹, der Fahrzeugdaten mit Tankabrechnungen
 abgleicht, sind dann auch gleich zwei weitere Analyse-
 Tools hinzugekommen. Mithilfe sogenannter ›Dash-
 boards‹ lassen sich aussagekräftige Unternehmens-
 kennzahlen ad hoc aufbereiten. »Wichtig, wenn es
 darum geht, positive oder auch negative Geschäfts-
 entwicklungen früh zu erkennen, zu verstärken oder   Das Qivalon-Team (v. l. n. r.):
 Prof. Dr. Thomas Bousonville,
 gegenzusteuern.«  Christian Ebert, Martin Dirichs,
 Lukas Ewen
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