Page 23 - Jubibroschuere_2019
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Interview
















                          „   Was wird sich verändert





                              haben in 10 bis 15 Jahren?

                              Forschung wird noch immer

                              an der Hochschule stattfinden,           diese heute noch Forschungsinhalt, werden sie
                                                                       zum selbstverständlichen Ausstattungselement
                              jedoch wird diese weniger                in Forschergruppen. Diese Entwicklungen sind
                                                     “
                              ortsgebunden sein.                       sowohl aus ökologischen als auch aus ökonomi-
                                                                       schen Gründen sehr sinnvoll.

                                                                       Auch wird sich die Durchgängigkeit der Bil-
                                                                       dungssysteme weiterentwickelt haben, d. h.
                              Die zweite große Herausforderung sehe ich bei   Abschlüsse an Berufsakademien, HAWs und
                              der Verteilungsgerechtigkeit. Vielleicht mag diese   Universitäten werden untereinander gleichwer-
                              Herausforderung nicht direkt mit der Forschung   tig(er) anerkannt. Durch dieses Zusammenwach-
                              in Verbindung gebracht werden. Jedoch zeigt   sen der Institutionen werden komplementäre
                              sich, dass die Notwendigkeit der zuvor an-  Formate entstehen, die lebenslanges Lernen
                              gesprochenen „vereinten Kräfte“ auch eine ge-  mehr in die bestehende Bildung integrieren,
                              rechte Beteiligung am Gemeinwohl voraussetzt.   indem Bildung modularer wird und nicht mehr
                              Sind aber die Chancen nicht gleichmäßig verteilt,   zwingend zeitlich en bloc erfolgt. Forscherinnen
                              d. h. ist zum Beispiel der Zugang zu Bildung   und Forscher werden aus und in Unternehmen
                              nicht für alle gleichermaßen möglich, bleiben   in Projektarbeiten eingebunden, was – in Ver-
                              Potentiale für erfolgreiche Forschung ganz sicher   bindung mit den oben genannten „open“-Stra-
                              ungenutzt.                               tegien und social entrepreneurship – neue
                                                                       Chancen für eine größere Wettbewerbsfähigkeit
                              Werfen wir einen Blick tiefer in die Zukunft.   und Anwendungsorientierung bietet. Ebenso
                              Was wird sich in 10, 15 Jahren verändert    wird auf die finale berufliche Ausrichtung – d. h.
                              haben? Was wäre aus Ihrer Sicht wün-     Karriere in einem abhängigen Arbeitsverhältnis,
                              schenswert und gibt es vielleicht einen   Unternehmertum (Start-up oder Unternehmens-
                              ausgeprägten Mittelbau an Hochschulen,   nachfolge) oder Wissenschaftskarriere (inkl.
                              ähnlich wie an den Universitäten?        Promotion) – durch den modularen Aufbau von
                                                                       Lehr- und Forschungseinheiten besser vorbe-
                              Was wird sich verändert haben in 10 bis 15   reitet. Zumindest im Bereich der wissenschaft-
                              Jahren? Forschung wird noch immer an der   lichen Ausrichtung wird es dafür notwendig
                              Hochschule stattfinden, jedoch wird diese weni-  sein, einen Mittelbau an HAWs zu haben, damit
                              ger ortsgebunden sein. Sehr wohl wird es auch   Deutschland im internationalen Wettbewerb
                              weiterhin Labore geben, in denen Menschen   auch zukünftig bestehen kann.
                              forschen, diese werden aber eher dezentralen
                              und interaktiven, d. h. mitwirkenden Charakter
                              in Form von Makerspaces bzw. Fablabs haben.
                              Auch werden zukünftig Simulationsverfahren mit
                              immer größerer Leistungsfähigkeit und Reali-
                              tätsnähe eingesetzt, doch zunehmend auch AR
                              (augmented reality) oder VR (virtual reality). Sind
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