Page 22 - Jubibroschuere_2019
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Interview


                       „   Digitalisierung verändert nahezu alles und stellt uns






                           damit täglich vor neue Herausforderungen. Neben Lehre

                           und Verwaltung an der htw saar werden sich in einem

                           dynamischen Umfeld sowohl die Inhalte von Forschung
                                                                                  “
                           als auch die Formen der Umsetzung verändern.









            Der Benefit für die Studierenden geschieht nun in   ziplinäre Forschungsprojekte durchzuführen.
            zweierlei Hinsicht: erstens können sie als wissen-  Diese machen uns als Europäische Gemein-
            schaftliche Hilfskräfte am Projekt mitwirken, d. h.   schaft unabhängiger und wettbewerbsfähiger –
            Geld hinzuverdienen. Und zweitens profitieren   zuerst in der Wissenschaft und in einem zweiten
            sie im Rahmen von praxisnahen Lehrveranstal-  Schritt dann auch bei Produkten, Dienstleistun-
            tungen wie z. B. Laborübungen oder bei Projekt-   gen und Geschäftsmodellen. Davon profitiert
            und Abschlussarbeiten von den Investitions-  letztendlich wieder die Region.
            gütern, die über die Drittmittelzuflüsse beschafft
            werden konnten.                           Welche Herausforderungen kommen in
                                                      den nächsten Jahren auf Sie zu, in puncto
            Grundauftrag der htw saar ist es, durch For-  Forschung?
            schung und Wissenstransfer einen Beitrag
            zur Entwicklung der regionalen Wirtschaft   Es gibt viele Herausforderungen, welche ich an
            und Gesellschaft zu leisten. Gleichzeitig be-  dieser Stelle gar nicht alle aufzählen kann. Des-
            müht sich die htw saar um mehr internatio-  wegen will ich zwei Punkte herausstellen und
            nale Sichtbarkeit. Ein Widerspruch?       diese kurz erläutern. Erstens sehe ich die Digi-
                                                      talisierung und zweitens die vielfältigen Aspekte
            Nein, ganz und gar nicht, denn nicht nur die Un-  ungleicher Verteilung.
            ternehmen handeln globalisiert. Wenngleich auch
            in der Forschung potentielle Gefahren bestehen   Digitalisierung verändert nahezu alles und stellt
            hinsichtlich einer fehlenden Balance zwischen   uns damit täglich vor neue Herausforderungen.
            Projektpartnern, so ist die Situation aber besser   Neben Lehre und Verwaltung an der htw saar
            als bei Unternehmen mit abhängigen Lieferanten.   werden sich in einem dynamischen Umfeld
            Doch müssen wir uns vor Augen führen, dass   sowohl die Inhalte von Forschung als auch die
            die Märkte der Zukunft nicht mehr traditionell im   Formen der Umsetzung verändern. Der Rohstoff
            atlantischen, sondern zunehmend im pazifischen   „Daten“ wird in Verbindung mit „open innova-
            Wirtschaftsraum liegen werden.            tion“, „open source“, „open access“ – um nur
                                                      einige zu nennen – eine andere Herangehens-
            Wenn wir uns nun aus Sorgen um den Verlust   weise an wissenschaftliche Fragestellungen und
            unserer wissenschaftlichen Ergebnisse national   ein anderes Miteinander bewirken. Das Teilen
            einigeln, gehen uns als Exportnation zumindest   von Information und Wissen wird einerseits dazu
            mittel- bis langfristig auch unsere Kunden ver-  beitragen, dass Risiken und Kosten reduziert
            loren. Vor diesem Hintergrund bedarf es einer   werden, andererseits aber auch andere Akteure
            internationalen Öffnung, welche vielleicht nicht   auf einmal mit eingebunden sind. Die Herausfor-
            ausschließlich nach Asien ausgerichtet sein   derung für die htw saar wird sein, dennoch durch
            muss, sondern vielleicht auch in Europa sein   Kernkompetenzen und ein klares wissenschaft-
            kann. Wir haben deswegen schon vor mehreren   liches Profil zu überzeugen. Darüber hinaus sind
            Jahren begonnen, gemeinsam mit Hochschu-  über Jahre versäumte Investitionen und fehlende
            len aus europäischen Ländern – vorzugsweise   Prioritäten – wie zum Beispiel beim Netzausbau –
            Frankreich, Luxemburg und Belgien – interdis-  mit Blick auf Big Data aufzuholen.
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