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aus forschung und wissenstransfer regenwasserBehandlung 35
Regenwasser- 2. Ziel und Methodik Einzugsgebiet der Anlage entwässert vornehmlich
im Mischverfahren. Bei Trockenwetter fließt der An-
Ziel der Voruntersuchung ist die Bereitstellung von lage ein maximaler Abwasserstrom von Q T,h,max =
behandlung im ersten Informationen über die Reinigungswirkung 18,40 m³/h und im Regenwetterfall von QM = 32,65
der sanierten Kläranlage und den Einfluss der Regen-
m³/h zu. Die Bauwerke der einstraßigen Kläranlage
wasserbehandlung im Nachklärbecken. Auf der zeichnen sich durch eine kompakte Anordnung und
Nachklärbecken Grundlage einer vierwöchigen Mess- und Probe- Gestaltung aus. Ein schematischer Übersichtslage-
nahmekampagne im März und April 2020 wurden die plan in Abbildung 1 verdeutlicht die wesentlichen
relevanten hydraulischen und stofflichen Volumen-
Komponenten der Reinigungsstufen der Kläranlage.
Am Übergabeschacht (1) werden das aus dem
ströme auf der Kläranlage für den Trocken- und
Leistungsnachweis Regenwetterfall untersucht. Die am Ablauf bestimm- Einzugsgebiet zufließende Abwasser sowie die Pro-
zess- und Abwässer der Kläranlage gesammelt und
ten Konzentrationen dienen dem Vergleich mit ak-
tuellen und zukünftigen Überwachungswerten den Behandlungsprozessen zugeführt. Zunächst
der Kläranlage Gisingen (Grenzwerten). Für die Bewertung der aktuellen erfolgt eine Abscheidung von Grobmaterial und Sand
in einer Sieb-/Sandfang-Anlage (2). Am nachfolgen-
Reinigungsleistung nützen die erfassten Durchfluss-
den Verteilerbauwerk (3) findet eine Trennung des
raten und Konzentrationen maßgeblicher Abwasser-
im Saarland ströme. Die erforderlichen Laboranalysen erfolgten zufließenden Mischwassers im Regenwetterfall statt.
gemäß den üblichen Bestimmungsmethoden [2].
Abwasserströme, die größer als der maximale Misch-
wasserzufluss QM sind, werden am Verteilerbauwerk
3. Kläranlage Gisingen abgeschlagen und direkt in das Nachklärbecken (6)
eingeleitet. Hier erfolgt eine gemeinsame Sedimen-
text Prof. Dr.-Ing. Joachim Dettmar, Dipl.-Ing. (FH); tation von absetzbaren Stoffen des abgeschlagenen
Andreas Biehler; Annabel Meyer, B. Eng. Die Kläranlage Gisingen ist für eine Anschlussgröße Mischwassers und Schlamm des biologisch behan-
von EW = 800 E (Größenklasse 1) ausgelegt. Das delten Abwassers. Trockenwetter- oder weitergelei-
S1
322,10
3 %
321,80
3 % S2
321,65
7 321,50
321,50
Ablauf-
schacht KA
BOK 322,50
321,50
5 SCHLAMM- 1
SPEICHER
Di = 6,50 m 321,50
V = 150 m³
317,50
Notüberlauf
Ablauf
Zulauf S3
2 321,50 321,50 321,90
320,00
1. Einleitung und Motivation kanalisation in Regenüberlaufbecken und/oder 3 6,38 % 322,30
Stauraumkanälen angeordnet wird, im Nachklärbe- 6
Eine wesentliche Voraussetzung für den erfolgrei- cken der Kläranlage geschaffen. Für die vom techni- 1 Übergabeschacht
chen Schutz unserer Oberflächengewässer ist der schen Regelwerk abweichende Anordnung des Be- 320,00 4 2 Sieb-, Sandfang
ordnungsgemäße Betrieb von Abwasserbehand- handlungsvolumens verlangt die Genehmigungsbe- 321,50
lungsanlagen (Kläranlagen). Die Kläranlage Gisingen hörde, das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz 3 Verteilerbauwerk
(Gemeinde Wallerfangen) wurde bis Anfang 2020 im des Saarlandes (LUA), einen gesonderten Leistungs- 4 Mischreaktor
laufenden Betrieb durch den Entsorgungsverband nachweis über die Reinigungswirkung der Kläranlage
Saar (EVS) saniert und ausgebaut. Aus Gründen der [1]. Im Zuge einer Voruntersuchung [2] hat die For- 5 Belebungsbecken
Wirtschaftlichkeit wurde ein Teil des erforderlichen schungsgruppe Wasser der htw saar (Fakultät für 6 Nachklärbecken
Mischwasserbehandlungsvolumens, das üblicher- Architektur und Bauingenieurwesen) einen ersten 7 Ablaufschacht
weise im Bereich der vorgelagerten Mischwasser- Leistungsnachweis der Anlage vorgenommen.
Abb. 1: Schematischer Übersichtslageplan der Kläranlage Gisingen [1], ergänzt.