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30  aus forschung und wissenstransfer               gridanalysis                                          31



 GridAnalysis   S Infrastruktur für die Energiewende. In der  Die Künstliche Intelligenz (kurz: KI, engl. artificial

                       tromnetze als Bestandteil des Stromver-
                       sorgungssystems gehören zur zentralen  Künstliche Intelligenz


 KI-basierte Systemanalyse von   Vergangenheit erfolgte in den Stromnetzen der  intelligence) bezeichnet ein Teilgebiet der
            Stromfluss fast ausschließlich aus den vorgelagerten  Informatik, in dem mittels Algorithmen ein intelli-
            Höchst- und Hochspannungsnetzen in die Mittel-
                                                              gentes Verhalten imitiert wird.
 Stromverteilnetzen im Normal-   spannungsnetze und von dort in die Niederspan-
            nungsnetze. Leistungsintensive Bezugsanlagen und  Deep Learning
            dadurch resultierende Betriebsmittelüberlastungen  Deep Learning ist eine Lernmethode des maschi-
 und Kurzschlussbetrieb  wurden durch in den Stromnetzen verbaute Netz-  nellen Lernens. Hierzu werden Neuronale Netze
            schutzsysteme erkannt und eine Schädigung der  und große Datenmengen analysiert. Das System
            Betriebsmittel, aber auch eine Personengefährdung  kann bereits Erlerntes mit immer wieder neuen
            verhindert. Im Rahmen der Energiewende zeichnet  Daten verknüpfen und erneut lernen.
 text Selina Gerard, M.Sc; Andreas Winter, M.Sc.; Prof. Dr.-Ing. Michael Igel   sich ein Stromversorgungssystem ab, das flexibel auf
            Anforderungen wie eine fluktuierende Stromein-    Fallbasiertes Schließen
            speisung und auch Strombezug reagieren muss. Die  (engl. cased-based reasoning, CBR)
            zunehmende Dezentralität der Stromversorgung  CBR ist ebenfalls ein maschinelles Lernverfahren.
            kann zu kritischen Netzzuständen mit Betriebsmit-  Grundlage ist hierzu eine Fallbasis. In dieser
            telüberlastungen oder unzulässigen Netzspannungen  Fallbasis werden Lösungen früherer Probleme
            führen, die durch die heute verfügbaren Netzschutz-  abgelegt und genutzt, um ähnliche Probleme in der
            konzepte und Netzschutzsysteme nicht erkannt  gegenwärtigen Situation zu lösen.
            werden. Eine Folge könnten Schädigung oder Zer-
            störung von Betriebsmitteln sein. Auch eine Ge-
            fährdung von Personen ist denkbar, die unbedingt  Bezugsanlagen in den Stromnetzen bahnen. GridAna-
            verhindert werden muss. Zusammen mit der Elektri-  lysis adressiert Analyse und Bewertung von Netz-
            fizierung von Mobilität und Wärmebereitstellung  zustandsszenarien zur Erkennung kritischer Netz-
            muss zukünftig in Stromnetzen eine kontinuierliche  zustände unter Berücksichtigung des Netzschutzes.
            Netzzustandsdiagnose unter Berücksichtigung des  Ziele von GridAnalysis sind die Entwicklung neuer
            Netzschutzkonzeptes durchgeführt werden. Es ist  Modelle und Verfahren zur Simulation von Strom-
            auch notwendig, eine große Anzahl von Szenarien zu  netzen: Die Kombination klassischer Netzberechnung
            analysieren und zu bewerten, was mit heute verfüg-  der Elektroingenieure mit Verfahren des maschinel-
            baren Technologien rechen- und zeitintensiv ist.  len Lernens der Informatiker soll Lösungen bieten,
                Daher haben sich saarländische Partner auf Ini-  um mit den heute verfügbaren Rechenkapazitäten
            tiative der htw saar zusammengefunden und ein  die große Anzahl von Netzzustandsszenarien in
            innovatives Förderprojekt beim Bundesministerium  akzeptabler Zeit zu analysieren und zu bewerten.
            für Wirtschaft und Energie (BMWi) auf den Weg
            gebracht. Das Ergebnis: Das Förderprojekt GridAna-
            lysis startet zum 01.09.2020 mit einer Laufzeit von
            3 Jahren als saarländisches Forschungsprojekt unter
            der Führung der htw saar.
                                                                                         p + jq = 3 · diag ( u ) · i*
                                                                         Netz              Netzsimulation
            Über das BMWi-Förder-
            projekt GridAnalysis



            Das Forschungsprojekt GridAnalysis wird einen wich-
            tigen Beitrag zur Sicherstellung des Stromerzeu-                    Netzschutztechnik
            gungsanteils mit erneuerbaren Energien leisten so-
            wie den Weg für die Integration eines steigenden
            Anteils zeitvariabler erneuerbarer Energien und   Zielebenen der Forschung der htw saar
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