Page 8 - HTW_25_Jahre_Forschung
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Vorwort des Rektors der htw saar

            Prof. Dr. Wolrad Rommel



















            Forschung hat in einer globalen Welt, in der das Bewahren und Erlangen von Wohl-
            stand auf der Innovationsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft beruhen, eine
            zentrale Funktion. Im Wettbewerb der Regionen ist ein dynamisch sich entwickelndes
            Innovationssystem vor Ort, in dem Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und soziale Ins-
            titutionen effizient und effektiv zusammenwirken, ein klarer Standortvorteil, der die
            Nachhaltigkeit und die Entwicklung neuer Wertschöpfungsketten durch Wissensvor-
            sprünge und kluges strategisches Handeln ermöglicht. Dies gilt insbesondere auch für
            einen Standort wie Deutschland, in dem nicht der Ressourcenreichtum, sondern allein
            der effiziente und schonende Umgang mit Ressourcen der Schlüssel zum Erfolg ist.

            In Innovationssystemen ergänzen sich grundlagenorientierte und anwendungsorien-
            tierte Forschung. Grundlagenforschung beinhaltet eine Spezialisierung mit Fokus-
            sierung auf Details auf der einen und hochkomplexer Theoriebildung auf der anderen
            Seite. Im gleichen Maße ist die Komplexität der Anwendungsfelder gewachsen.
            Allein schon ihr Verstehen setzt vertieftes interdisziplinäres Sachwissen voraus. Das
            Alltagswissen eines exzellenten Grundlagenforschers oder einer exzellenten Grundla-
            genforscherin reicht nicht aus, die Welt auf Basis von Erkenntnis innovativ zu gestal-
            ten. Der Weg von der Forschung zur erfolgreichen Umsetzung in der Praxis  beinhaltet
            einen Paradigmenwechsel. Wissen muss aus dem Forschungszusammenhang her-
            ausgefiltert und in Gestaltungszusammenhänge integriert werden. Kontext, Begriffe,
            Beobachtung und Wahrnehmung werden ausgetauscht. Dies erfordert eine besondere
            Expertise mit Kompetenzen in beiden relevanten Handlungszusammenhängen. Diese
            Schnittstellenfunktion übernimmt die anwendungsorientierte Forschung, weil sie die
            Brücken zur Innovation baut.

            Grundlagenforschung arbeitet insoweit in größeren Zeithorizonten und mit großem
            Risiko. Längst nicht jede Aktivität führt zum erwarteten Durchbruch. Sollte dies gelin-
            gen, steckt möglicherweise ein hohes Innovationspotential in Forschungsergebnissen.
            Man erhofft sich und träumt von völlig neuen Gestaltungsräumen mit einer Vielzahl
            innovativer Handlungsoptionen. Anwendungsorientierung bedeutet das Arbeiten in
            kürzeren Zeithorizonten. Sie orientiert sich an Produktlebenszyklen und konzentriert
            sich auf die Umsetzbarkeit. Damit steigert sie in Kombination mit der Grundlagenfor-
            schung den Wirkungsgrad des Systems.

            Im Fokus der anwendungsorientierten Forschung sind auch Veränderungen von
            Interesse, die bereits in anderen Zusammenhängen auf der Basis wissenschaftlicher
            Methoden, hinlänglich bekannter Theorien und nicht immer vollkommen neuester
            Erkenntnisse erfolgreich angewandt werden. Dieses auf die Innovation im konkreten
            Gestaltungszusammenhang abzielende Erkenntnisinteresse eröffnet auch gerade
            kleineren und mittleren Unternehmen Wege zur Innovation. Dies gilt insbesondere
            auch für Start-ups. Mit der Gründung haben sie bereits radikales Neuland betreten.
            Auf ihrem Weg zum Geschäftserfolg müssen sie sich ändern in Bereichen, die für
            andere nicht neu sind.

            Innovationssysteme sind unterschiedlich ausgestaltet. In Deutschland hat sich ein
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            dreiteiliges System mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Universitäten
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